Damit scheint sich die Haltung des Managements um Lufthansa-Chef Carsten Spohr klarer für eine Staatshilfe zu positionieren, auch wenn weiter alternative Lösungen geprüft werden, wie etwa der Antrag auf ein Schutzschirmverfahren. Dieses bietet einen befristeten Schutz vor Gläubigeransprüchen und die Chance, Verträge etwa mit Arbeitnehmervertretern, aber auch Lieferanten wie Airbus und Boeing neu zu verhandeln.
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Lufthansa verfügte zuletzt zwar noch über Liquiditätsreserven von über vier Milliarden Euro. Da das Unternehmen den Flugverkehr aber so gut wie eingestellt hat, gleichzeitig aber viele Kosten weiterlaufen und Verbindlichkeiten bedient werden wollen, schwindet die Reserve rasant. Alleine im nur noch rudimentär vorhandenen operativen Geschäft verliert das Unternehmen pro Stunde eine Million Euro an Finanzmitteln.
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Gerade in der Coronakrise sind solche Zusagen aber schwer einzuhalten. Experten gehen davon aus, dass der Luftverkehr über mehrere Jahre erst mal schrumpfen wird.
Wohl auch deshalb werden im Unternehmen weiterhin andere Möglichkeiten für eine Lösung des Liquiditätsproblems gesucht. Im Mittelpunkt steht dabei das Schutzschirmverfahren, eine Sonderform des Insolvenzverfahrens, allerdings mit dem klaren Ziel, das Unternehmen weiterzuführen.
Für viele ist das allerdings eine Horrorvorstellung – vor allem für die Mitarbeiter. So könnten zum Beispiel Pensionsansprüche ausgelagert werden und Tarifverträge neu verhandelt werden. Zwar bietet so ein Verfahren auch die Möglichkeit, über neue Verträge eine Art Beschäftigungspakt zu schließen und möglichst viele Lufthanseaten an Bord zu halten.
Doch einige Gewerkschaftsvertreter sehen einen Schutzschirm als große Gefahr an. So hat die Pilotenvertretung VC am Donnerstag vergangener Woche spontan angeboten, bis Juni 2022 auf einen großen Teil ihres Gehaltes zu verzichten.
Danach wollen die gut 5000 aktiven Piloten der Gruppe bis zu 45 Prozent ihres Lohnes hergeben. Rund 350 Millionen Euro sollen so zusammenkommen. Bedingung: der Verzicht auf ein Schutzschirmverfahren.