Nach den grundsätzlichen Zweifeln am Asiengeschäft geht es jetzt um die Frage: Wie werthaltig ist der Rest von Wirecard? Trotz der beunruhigenden Neuigkeiten aus Aschheim verhandeln die Gläubiger weiter über die Verlängerung einer Kreditlinie über insgesamt 1,75 Milliarden Euro.
Eigentlich könnte das Konsortium das Darlehen sofort fällig stellen, weil Wirecard nach wie vor keine testierte Bilanz für das vergangene Jahr vorweisen kann. Aber für die rund 15 Geldhäuser unter Führung von Commerzbank, Landesbank Baden-Württemberg und den niederländischen Großbanken ING sowie ABN Amro gehe es jetzt erst einmal darum, ein paar Tage Zeit zu gewinnen, um sich einen möglichst detaillierten Überblick darüber zu verschaffen, wie viel Kapital und Liquidität bei Wirecard tatsächlich noch vorhanden ist, heißt es in Finanzkreisen. Dafür wollen die Geldhäuser auch auf externe Berater zurückgreifen.
Ziel sei nach wie vor, bis Ende der Woche eine vorläufige Einigung über eine Verlängerung der Kreditlinien zu erreichen, heißt es. Sollte es zu einer solchen Verlängerung kommen, werde sie wahrscheinlich aber nur kurzfristig sein und müsste regelmäßig erneuert werden, weil die Lage bei Wirecard extrem dynamisch sei. Die Bank of China erwägt der Nachrichtenagentur Bloomberg zufolge bereits die Beendigung ihrer Kreditlinie. Um die "Fortsetzung des Geschäftsbetriebs" zu gewährleisten, prüft Wirecard jetzt tiefe Einschnitte, "einschließlich Kostensenkungen sowie Umstrukturierungen, Veräußerung oder Einstellungen von Unternehmensteilen und Produktsegmenten".
Die Mitarbeiter vor der Zentrale in Aschheim hofften am Montag noch auf eine positive Wendung. "Es müsste in der Finanzwelt doch noch jemanden gegeben, der unser Unternehmen angesichts des niedrigen Kurses übernimmt", meint ein Angestellter.